OTT® bei Diagnose: Krebs
Die onkologische Trainings- und Bewegungstherapie ist ein relativ neuer Fachbereich in der angewandten Physiotherapie und gleichzeitig so alt wie die Erkrankung selbst. Schon immer wurden onkologische Patienten in der Physiotherapie mit betreut. Dieses geschah zumeist nur passiv über Massagen, manuelle Lymphdrainagen oder wurde nur nebenher in der Befundaufnahme erwähnt. Glücklicherweise tritt die onkologische Diagnose nach und nach weiter in den Vordergrund.
Die Uniklinik Köln sowie die ausgegliederte MyAirbag GmbH beschäftigen sich seit fast 10 Jahren sehr intensiv mit dem Thema Physiotherapie im Zusammenhang mit der Diagnose Krebs. In vielen Studien konnten sie zeigen, dass ein individuelles Trainingsprogramm einen positiven Einfluss sowohl auf den Verlauf der medizinischen Therapie als auch auf den Verlauf der Erkrankung selbst hat.
Die Worte Sport, Training und Bewegung mögen im ersten Augenblick nicht mit der Diagnose Krebs in Verbindung gebracht werden. Denn noch bis vor einigen Jahren herrschte die Meinung, dass der onkologische Patient ruhen, sich nicht anstrengen sollte. Mittlerweile werden die Erkrankung Krebs und das Training zusammen betrachtet: Sie gehen Hand in Hand durch die gesamte Diagnostik und die gesamte medizinische Therapie. Dadurch, dass das Training einer der flexibelsten Bausteine in der Therapie ist, kann es in der Onkologie eine besondere Anwendung finden, da es zu jeder Zeit neu angepasst werden kann und vor allem muss. Das Training in der onkologischen Therapie umfasst als Basis ein Kraft-Ausdauer-Training für den ganzen Körper, das auf den jeweiligen Patienten mit seinem individuellen Ausgangsstatus angepasst und zu jeder Zeit flexibel gestaltet werden kann. Als weitere Bausteine des Trainings können - je nach Stadium der Krebserkrankung und möglichen Begleiterscheinungen - weitere Programme, wie z. B. ein gezieltes Beckenboden-Training, hinzugefügt werden.
Da sich der Gesundheitszustand des Patienten nicht selten beinahe täglich öndert, gibt es in der OTT® in den ersten drei Monaten eine besonders intensive Begleitung unsererseits, welcher sich engmaschige Kontrollen für mindestens sechs Monate anschließen. Auch hier liegt der Fokus stets auf der Individualität. Jeder Mensch hat einen eigenen, besonderen Bedarf, der erfasst wird und den weiteren Behandlungsansatz bestimmt.
Wie starten wir in die OTT®?
Zu Beginn der Therapie gibt es ein Befundungs- und Aufklärungsgespräch, in dem die Grundpfeiler gesteckt werden. Da wir so eng wie möglich auch mit dem medizinischen Betreuungsteam arbeiten möchten, benötigen wir die Zustimmung des/der behandelnden Arztes/Ärztin. Im besten Fall können wir unmittelbar nach der Diagnose beginnen. Ein Einstieg ist jedoch auch zu jedem späteren Zeitpunkt möglich und empfehlenswert.
Und wie geht es dann weiter?
Mithilfe der Befunde erstellen wir mit Ihnen gemeinsam einen individuellen Trainingsplan, der auch Ergänzungen oder Wünsche Ihrerseits berücksichtigt. Dieser Trainingsplan bildet dann die Grundlage für Ihre therapeutische Betreuung, die zwei- bis dreimal pro Woche in einer festen Gruppe für mindestens drei Monate umgesetzt wird. Während dieser Trainingszeit gibt es kurze Betreuungstermine, um die Randpfeiler neu zu stecken, die medizinische Therapie auf deren Erfolg hin zu überprüfen und so - je nach Situation - das Training neu zu gestalten. Nach dieser ersten intensiven Betreuungszeit ist in den meisten Fällen eine Entzerrung des Trainingsplanes möglich. Sie kommen dann für die nächsten mindestens sechs Monate nur noch zweimal in der Woche zum Training. Auch hier werden Sie von uns betreut und können die Trainingszeiten noch flexibler gestalten. In dieser Zeit haben Sie Anspruch auf mindestens vier Betreuungstermine, um den Trainingsplan Ihrem Gesundheitszustand anzupassen. Nach diesen insgesamt neun Monaten wäre die OTT® offiziell abgeschlossen. Gleichwohl sollte Ihr Training hier nicht enden. Gerne betreuen wir Sie anschließend weiter und passen Ihr Training im weiteren Verlauf individuell an. Ebenso ist ein erneuter Einstieg in die onkologische Trainings- und Bewegungstherapie möglich.
Kommentare zum Artikel